30 Jahren Einheit:
Thomas Maria Renz, Weihbischof im Bistum Rottenburg-Stuttgart
Denken und danken gehören zusammen: wer denkt, der dankt! Viele große Denker der Vergangenheit und Gegenwart waren und sind in der Regel auch große Dankende. Sie danken für alles, was nicht von Menschen gemacht wurde, aber für sie: für die Schöpfung, für ihr Leben, für ihre Fähigkeiten, für ihre Mitmenschen und für vieles mehr. Vieles, wovon wir
so selbstverständlich leben, ist uns geschenkt und wer dafür nicht dankt, der denkt zu kurz.
Zu diesen großen Geschenken, die letztlich menschenunmöglich sind, gehört auch die Einheit nach der Trennung. Trennungen unter uns Menschen gibt es Tag für Tag unzählige. Das schaffen wir Menschen oft ganz schnell und oft von ganz alleine. Aber mit Versöhnung, Verzeihung, Neubeginn und Einheit tun wir uns ungleich schwerer, ja oft sind diese schon im zwischenmenschlichen Bereich ganz und gar menschenunmöglich. Um wie viel mehr gilt das für die Zertrennung zwischen ganzen Völkern. Daher wird jeder über seine eigenen Möglichkeiten hinaus denkende Mensch für das Geschenk der Einheit, das unserem Volk vor mehr als 20 Jahren geschenkt wurde, von Herzen gerne danken. Denn die Einheit unseres Vaterlandes war ganz und gar menschenunmöglich, aber »für Gott ist nichts unmöglich« (Lk 1,37).